Geschichte
der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf
Nach der Chronik zählte 1764 / 75 die Jüdische Gemeinde in Düsseldorf 24 jüdische Familien, 1823 unter preußischer Herrschaft (als Düsseldorfs berühmtester jüdischer Sohn Heinrich Heine lebte) bereits 315 Seelen und 1932 etwa 5.500 Mitglieder.

Die erste Synagoge in Düsseldorf wurde bereits im Jahre 1712 von einem Ahnherrn Heinrich Heines an der Neusser Strasse errichtet. Doch 1758 ging diese Synagoge bereits in staatlichen Besitz über, und die Juden Düsseldorfs hielten jahrzehntelang ihre G”ttesdienste in privaten Betsälen ab. 1787 erwarb die Gemeinde ein Grundstück an der späteren Kasernenstraße und beantragte am 18. Oktober 1789 die Bauerlaubnis für eine Synagoge. Am 24. März 1792 konnte diese Synagoge eingeweiht werden, war jedoch schon nach wenigen Jahrzehnten zu klein. 1873 wurde daher ihr Umbau in Angriff genommen, der zwei Jahre später vollendet war.

Aber die Jüdische Gemeinde Düsseldorf wuchs so rapide, dass auch diese Synagoge sich bereits um die Jahrhundertwende wiederum als zu klein erwies. Am 6. September 1904 konnte die im romanischen Stil gebaute prunkvolle neue Synagoge in der Kasernenstraße eingeweiht werden, die über 1000 Frauen und Männern Platz bot. Da der G”ttesdienst hier nach liberalem Ritus abgehalten werden sollte, gab es in dieser Synagoge auch eine Orgel. Anlass genug für die orthodoxen Gemeindemitglieder, eine eigene orthodoxe Israelitische Religionsgemeinschaft zu gründen, deren G”ttesdienste ab 1904 erst in der Bilker Straße 37, später in der Poststraße 4 abgehalten wurden.

Auch die ostjüdischen Zuwanderer hatten zu Beginn des Jahrhunderts in verschiedenen Düsseldorfer Stadtteilen ihre eigenen Betsäle. Daneben hatten die Landgemeinden Gerresheim und Benrath eigene Synagogen, ebenso die heute zur Düsseldorfer Gemeinde gehörigen Städte Neuss und Ratingen.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Jahre 1933 flüchteten immer mehr Düsseldorfer Juden ins Ausland, da sowohl ihre persönliche Sicherheit als auch ihre wirtschaftliche Existenz durch eine ständig wachsende Zahl von Gesetzen zunehmend bedroht wurden. Einen ersten Höhepunkt fanden die Verfolgungsmaßnahmen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, als – wie überall in Deutschland – auch die Synagoge in der Kasernenstraße mitsamt dem Gemeindehaus, der jüdischen Volksschule und der Rabbinerwohnung in Brand gesetzt und verwüstet wurde.

Die Düsseldorfer Historikerin Dr. Barbara Suchy schreibt dazu: “Noch in den Morgenstunden des 10. November brannte der Gebäudekomplex, denn die Feuerwehr bespritzte nur die Nachbarhäuser. Während jener Nacht wurden auch die Betsäle der Ostjuden und – mit wenigen Ausnahmen – alle Wohnungen, Läden und Betriebe jüdischer Bürger zertrümmert. Sieben Menschen wurden ermordet bzw. starben an den Folgen ihrer Verletzungen, 70 Menschen wurden so brutal misshandelt, dass sie in Krankenhäusern behandelt werden mussten.” Die Gemeindemitglieder mussten selbst für den Abriss des zerstörten Gebäudekomplexes aufkommen, und die Stadt errichtete während des Krieges auf diesem Grundstück einen Hochbunker.

Im Laufe der folgenden Jahre wurden die noch in Düsseldorf lebenden Juden deportiert, die meisten von ihnen in die Ghettos von Riga, Minsk und Lodz. Von den etwa 5.000 Gemeindemitgliedern wurden etwa 1800 ermordet. Von den überlebenden ehemaligen Gemeindemitgliedern kehrten nach 1945 nur wenige in ihre alte Heimatstadt Düsseldorf zurück.

Dennoch konnte bereits zu Rosch Haschanah 1945 im großen Sitzungssaal des Oberlandesgerichts wieder ein jüdischer G”ttesdienst abgehalten werden; eine erst vor einigen Jahren enthüllte Gedenktafel zeugt von dieser historischen Funktion des Sitzungssaales. 1948 erhielt die Gemeinde dann ein Domizil mit Betsaal in der Arnoldstraße 6. Über den neuen Gemeindekomplex in der Zietenstraße schreibt Dr. Barbara Suchy:

“Die Einweihung der neuen Synagoge, die nach Plänen von Hermann Guttmann zusammen mit einem Gemeindezentrum in der Zietenstraße im Stadtteil Derendorf errichtet wurde, fand am 7. September 1958 statt. Die Zahl der Gemeindemitglieder betrug damals ca. 850. Der helle Rundbau hat 250 Sitzplätze für Männer und – auf der Empore – 150 Sitzplätze für Frauen. Die Synagoge steht heute bereits einige Jahre länger als die Synagoge in der Kasernenstraße.”

Heute ist die Gemeinde auf ungefähr 7.000 Mitglieder angewachsen. Fast 90% davon sind Neuzuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.